Multilayers
Auszug aus der Vernissagenrede zur Ausstellung
TRONIES. Jenseits des Portraits
Zeichnung, Malerei und Skulptur von Georg Baier, Rolf Bier, Wolfgang Christel, Manon Heupel, Margit Schuler und Kerstin Wüstenhöfer;
gehalten am Samstag, 12. Juli 2014 in der galerie +kunst, Bathelmesaurach von Dr. Harald Tesan, Universität Passau
„Margit Schuler knüpft in ihrer jüngsten Serie inhaltlich insofern an die expressiven Kings and Vagabonds an, als sie auch mit diesen Tronies an der Herausarbeitung einer Doppelnatur ihrer Protagonisten interessiert ist. Beim Zyklus der Multilayer verfährt sie – dem Medium der Zeichnung durchaus angemessen – subtiler, mehrschichtiger, jedoch nicht weniger wirksam.
„Multilayer“ könnte man vielleicht übersetzen als Mehrlagen-Arbeiten und in der Tat bestehen sie aus mehreren Schichten Transparentpapiers. Die auf diese Weise übereinander projizierten Zeichnungen bekommen auf der einen Seite eine räumliche Tiefe, auf der anderen Seite auch etwas Duftiges, Schemenhaftes. Ausgangspunkt war offenbar das gleiche Gesicht eines älteren Mannes, das aber derart verfremdet wird, dass es aus dem Nichts aufzutauchen scheint und sich dorthin wieder verflüchtigt.
Wer genau hinsieht, wird kleinere Gesichter und Figuren erkennen, die dem größeren hinterlegt sind. Das Antlitz beginnt gewissermaßen zu sprechen und zum Zeugen für die oft irritierende Komplexität menschlichen Empfindens zu werden. Das Traumartige in den Multilayers kann sich bis zum Traumatischen steigern. Dann nämlich, wenn aus dem geöffneten Mund eine Schublade herausragt, damit zur Kinnlade wird. So sind Schulers Tronies zu einem zeichnerischen Tatbestand erhoben, der nur den eigenen Gesetzen der Künstlerin folgt.“